Wir trauern um HR DI Dr. Josef BARNA

Vor kurzem erreichte uns die traurige Nachricht, dass unser langjähriger und beliebter Kollege HR Dipl.-Ing. Dr. Josef Barna am 21. Jänner 2017 nach langer schwerer Erkrankung verstorben.

Josef Barna wurde am 22. Mai 1939 in Budapest (Ungarn) geboren. Bald nach seinem Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien (1969) trat er mit 1. August 1972 seinen Dienst als wissenschaftlicher Mitarbeiter im chemischen Labor der HBLAuBA Klosterneuburg an. Am 11. Juli 1974 promovierte er zum Doktor der Lebensmittel- und Gärungstechnologie.

Dr. Barna war Leiter der Abteilung Chemie (Okt. 1985 bis Juli 1996) und wurde mit April 1989 zusätzlich mit der Leitung des Instituts für Chemie und Biologie betraut. Mit Juli 1996 wurde er zum Leiter der Abteilung Biologie bestellt und von der Abteilungsleitung Chemie entbunden. Zusätzlich zu diesen Funktionen war er stellvertretender Dienststellenleiter und verständnisvoller und beliebter Lehrer für „Chemie der Früchte - Laboratorium“ (1984-2001).

Sein Wirken und sein Engagement wurden am 19. Dezember 2001 mit der Verleihung des „Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“ entsprechend gewürdigt.

Mit 1. Oktober 2001 trat HR Dr. Barna nach fast 30jähriger Dienstzeit seinen wohlverdienten Ruhestand an.

Die Trauerfeier findet am Freitag, den 10. Februar 2017 um 15.00 Uhr in der Aufbahrungshalle am Baumgartner Friedhof (1140 Wien, Waidhausenstraße 52) statt.

 

Direktor HR Dr. EDER erinnert sich an seinen ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen:

„HR Barna hatte als gebürtiger Ungar ein sehr bewegtes Leben, von dem er  mit seiner dunklen, rauchigen Stimme mit deutlich erkennbarem ungarischen Akzent sehr gerne erzählte. So kam er schon als kleiner Junge am Ende des 2. Weltkrieges auf der Flucht vor der Roten Armee nach Oberösterreich, kehrte dann aber wieder nach Budapest zurück, wo er bis zum Aufstand im Jahre 1956 blieb. Aufgrund seiner christlichsozialen-demokratischen Einstellung, die er auch in seinem Arbeitsleben immer wieder praktizierte, schloss er sich den antikommunistischen Aufständigen an und musste nach Niederschlagung des Aufstands Anfang 1957 bei der berühmten „Brücke von Andau“ unter Lebensgefahr seine alte Heimat verlassen.

In Österreich schuf er sich dank seines Einfallsreichtums rasch eine Lebensgrundlage (Obstverkaufsstand mit legendären „Tiger-Bananen“), sodass er sogar an der Universität für Bodenkultur „Lebensmittel- und Gärungstechnologie“ (damalige Namen) studieren konnte. Auch dort erkannte und schätzte man seine Intelligenz und so bekam er eine Assistentenstelle am Institut für Chemie bei Prof. Dr. Michl und Prof. Dr. Ebermann. Sein Forschungsschwerpunkt war die Entwicklung und Anwendung der Polyacrylgelelektrophorese (PAGE), bei der die BOKU damals eine weltweite Vorreiterrolle einnahm.

Da er sich im Rahmen dieser Arbeit mit der Differenzierung von Rebsorten beschäftigte, kam er in Kontakt mit uns und wurde schließlich im Jahr 1972 im Bereich Chemie-Versuchswesen als wissenschaftlicher Mitarbeiter aufgenommen.

Hier im Haus bildete er mit Prof. Dr. Grill ein kongeniales Team und publizierte nicht nur wegweisende Arbeiten zum Thema „Proteine im Wein“, sondern entwickelte auch die heute noch praktizierten Analysenmethoden zur automatisierten Bestimmung der Asche mittels Atomabsorptionsspektroskopie und Photometrie.HR Dr. Barna zeichnete sich u.a. dadurch aus, dass er die Bedeutung der instrumentellen Analytik (GC, HPLC…) erkannte und daher Investitionen in diesem Bereich unterstützte. Auch ermöglichte er einigen Mitarbeiter/-innen, dass sie sich intensiv mit diesen neuen Analysentechniken auseinandersetzen konnten, sodass diese dann das Potential der neuen Methoden voll ausschöpfen konnten, wovon wir noch heute in der Abt. Chemie profitieren.

Eine harte Prüfung während seiner Dienstzeit stellte die Zeit des Glykolskandals dar (1985 und Folgejahre), während der er dank seines großen diplomatischen Geschicks und seiner „pannonischen Ruhe“, aber auch aufgrund seines immensen Fachwissens („Bei Analysenergebnissen gibt es niemals ‚null‘, sondern immer nur ‚nicht nachweisbar‘.“) unsere HBLAuBA unbeschadet durch alle Turbulenzen manövrierte.

Die intensive Beschäftigung und Aufarbeitung dieses größten österreichischen Weinskandals sowie stetige Beförderungen, führten dazu, dass HR Dr. Barna sich immer weniger mit  seiner geliebten Forschung, sondern immer mehr mit dem Weingesetz, der Weinkontrolle, administrativen Aufgaben und Personalführung beschäftigen musste. Auch hier wurde ihm nicht viel geschenkt, musste er sich doch mit harten Angriffen des damaligen „Weinanalytikpapstes“ auseinandersetzen und andererseits versuchen, manche Mitarbeiter/-innen von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit zu überzeugen. Trotz aller schwierigen Herausforderungen, kontroversiellen Diskussionen und harten Gespräche blieb HR Barna aber immer stets freundlich, hilfsbereit und menschlich mitfühlend, sodass ich ihn als positives Vorbild für einen guten Vorgesetzten höchst schätzen lernen durfte.

Mit großer Freude und Empathie hat HR Dr. Barna auch den praktischen Unterricht im Gegenstand „Chemie der Früchte und Weine – Laboratorium“ praktiziert und ist sicherlich bei vielen Schüler/-innen aufgrund seiner (groß)väterlichen Art in bester Erinnerung geblieben. Wie kein anderer konnte er chemische Grundfertigkeiten und insbesondere die Blauschönung verständlich und mit ungarischem Charme erklären, sodass Generationen von Absolvent/-innen später mit ihrem chemischen Wissen brillieren konnten.

Nach vielen arbeitsreichen Jahren wurde HR Dr. Barna mit 1. Oktober 2001 in den Ruhestand versetzt, für den er sich viel (z. B. fischen, studieren) vorgenommen hatte, der ihm aber leider nicht allzu lange vergönnt war. Zusätzlich hatte auch in diesem Lebensabschnitt das Schicksal noch eine harte Prüfung für ihn parat; so musste er sich viele Jahre hindurch um seine leider auch krebskranke und an den Rollstuhl gefesselte, geliebte Gattin kümmern, was er aber mit ganzer Hingabe gemacht hat.

Mit HR Dr. Barna verlässt uns ein wirklich netter und guter Mensch, dem es das Leben nicht immer leicht gemacht hat. Er wird mir (uns) in allerbester Erinnerung bleiben!“

Veröffentlicht am 30.01.2017