Nachhaltig Austria - Jahrestagung der zertifizierten Betriebe

Neue Erkenntnisse führen zu Anpassungen im System der österreichischen  Nachhaltigkeits-Zertifizierung: Der Standard „Nachhaltig Austria“ toleriert ab dem Vegetationsjahr 2018 kein Glyphosat mehr.

Direktor DI Josef Glatt vom Österreichischen Weinbauverband zog bei der Jahresbesprechung am 20. Februar in Klosterneuburg vor zahlreichen zertifizierten Betrieben eine positive Bilanz. Mit 1.600 ha zertifizierter Fläche und vielen Anfragen für das neue Vegetationsjahr scheint das Interesse bei den Produzenten geweckt worden zu sein. Der österreichische Weinbauverband wird zur Bewerbung der Zertifizierung auf der ProWein einen Werbeschwerpunkt setzen.

Der neue Webauftritt unter www.nachhaltigaustria.at bietet zudem Konsumenten und Winzern eine Informationsplattform über eine nachhaltige Weinproduktion. Derzeit wird an einer englischen Version gearbeitet, um auch internationale Interessenten ansprechen zu können.

Moderne Konsumenten wollen heute nicht nur hohe Qualität genießen, sondern auch wissen, woher die Produkte kommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden. „Nachhaltig Austria“ deckt dieses Bedürfnis mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ab. Es bietet Transparenz von Herstellungsprozessen in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales – es führt österreichische Weinbaubetriebe nachhaltig in die Zukunft.

Ing. Gottfried Schüttengruber von der lacon GmbH wies in seiner Präsentation darauf hin, dass die beiden zugelassenen Zertifizierungsstellen (agroVet GmbH und lacon GmbH) nach ISO/IEC 17065 seit 2014 durch das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort akkreditiert sind und entsprechende Vorgaben bei den Kontrollen einzuhalten seien.

Besonders nachhaltig wirtschaftende Betriebe:

  • Weingut Bründlmayer im Bereich Biodiversität
  • Weingut Rudi Hofmann im Bereich Wasser
  • Weingut Steininger im Bereich Energie

 

Ablauf Zertifizierung

Wenn alle Maßnahmen im Tool ausgefüllt sind, melden Sie sich mit dem Button „Zertifizierung einreichen“ zur Zertifizierung an und wählen eine der beiden Zertifizierungsstellen aus. Nachdem Sie alle Daten eingetragen und die Geschäftsbedingungen akzeptiert haben, öffnet sich der Button „Zertifizierungsanfrage“ auf den Sie klicken.

Nach der Unterzeichnung des Kontrollvertrages und Gegenzeichnung durch die Zertifizierungsstelle erfolgt die Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung für eine Kontrolle mit dem Betrieb. Trauben-Produzenten werden im 1. Jahr und wieder im 4. Jahr kontrolliert. Diese Regelung gilt auch für Weinbaubetriebe mit weniger Zukauf als 100% der eigenen Ernte.

Ungeachtet dieser Bestimmung müssen die Daten online alljährlich eingegeben werden und ein bestimmter Anteil der Betriebe wird einer jährlichen Stichprobe unterzogen. Weinbaubetriebe mit über 100 % Zukauf der eigenen Ernte sowie Weinhandelsbetriebe, Winzergenossenschaften und sonstige Betriebe unterliegen einer jährlichen Kontrolle.

Der überwiegende Anteil an Kontrolldaten kann anhand vorhandener Dokumente wie z.B. der AMA-Hofkarte, Maßnahmenblätter, Ernte- und Bestandmeldung kontrolliert werden.

Abweichungen werden online korrigiert und bei positiver Feststellung und Plausibilitätsprüfung nach dem „Vier-Augen-Prinzip“ durch eine dritte Person das Zertifikat ausgestellt. Es hat bis 31. August des Folgejahres Gültigkeit.

Erst das Zertifikat berechtigt den Betrieb zur Verwendung des Logos oder des Schriftzuges mit der Betriebsnummer am Etikett und in der Werbung. Das Logo ist im Tool „Eingaben“ verfügbar.

Derzeit sind 1.600 ha oder 3,5 % der Anbaufläche bereits zertifiziert. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt rd. 30 ha und zeigt auf, dass vor allem Betriebe das System stärker nutzen, die im internationalen Wettbewerb stehen.

Neuerungen für das Vegetationsjahr 2018

Die Diskussion über Neuerungen im Vegetationsjahr 2018 brachte in Hinblick auf den Beschluss vom 27. November 2017 auf EU-Ebene (befristete Verwendung von Glyphosat nur noch fünf Jahre), ein Verbot von Glyphosat für zertifizierte Betriebe von Nachhaltig Austria ab der Vegetationsperiode 2018.

  • Verbot von Glyphosat ab dem Vegetationsjahr 2018

Pluspunkte für

  • Pflanzenschutz angepasst an die Informationen des Rebschutzdienstes bzw. Bioweinbau aktuell,
  • Regenwasser für Pflanzenschutzmaßnahmen,
  • Verzicht auf Holz-Staves, -Chips und –Pulver,
  • Sachkundeausweis für Pflanzenschutzmaßnahmen,
  • Die Angabe folgender Inhalte auf der Homepage bzw. auf Drucksorten:
    • Logo Nachhaltig Austria  (mit Verlinkung auf nachhaltigaustria.at),
    • „Wine in Moderation“ – Verlinkung mit Homepage,
    • Kontrollfirma,
    •  Integration von Nachhaltigkeitsaktivitäten in das Betriebskonzept und Unternehmensleitbild.

Etiketten: Minuspunkte bei Verwendung von:

  • Druckfarben, die Quecksilber-, Blei-, Cadmium- oder „Chrom VI“ -Verbindungen als konstitutionelle Bestandteile enthalten,
  • goldbronzierte Etiketten und (Verschluss-)etiketten aus Metallfolie und halogenierte organische Verbindungen.

Wichtige Daten

Einstieg: www.der-winzer.at bzw. www.weinbauverband.at (Banner „Login Nachhaltig Austria)“

Rückfragen: info@nachhaltigaustria.at

Allgemeine Informationen: www.nachhaltigaustria.at

Rezertifizierungen: bis spätestens 31. März 2018

Neue Zertifizierungen: bis spätestens 31. Mai 2018

Veröffentlicht am 01.03.2018